Der Ziegelbrenner
Herausgeber und Schriftleitung: Ret Marut
Faksimiledruck, herausgegeben von Max Schmid, mit einem Nachwort von Rolf Recknagel.
Berlin: Verlag Klaus Guhl, 1976 (= Bibliothek literarischer Neudrucke). Reprint aller Ausgaben des Originals (München, September 1917- Dezember 1921, 13 Hefte, 40 Nummern)., Broschur, ohne durchlaufende Paginierung. [Sammlerhinweis: Aus der Restauflage des Verlages, nur noch wenige Exemplare!]
Beschreibung:
Der Ziegelbrenner war eine anarchistische Zeitschrift, die von September 1917 bis Dezember 1921 in München und Köln erschienen ist. Verantwortlich für Herausgabe, Schriftleitung und Inhalt war der der hinsichtlich seiner Identität gänzlich undurchsichtige Schauspieler und Schriftsteller Ret Marut, der später in der Münchner Räterepublik eine herausragende Rolle im revolutionären Pressekampf spielen sollte.
Laut Verlagsankündigung sollten in dem in loser Folge erscheinenden Blatt „Aufsätze über Politik, Handelspolitik, Buchbesprechungen, Theaterberichte und Randbemerkungen zu Streit- und Zeitfragen“ erscheinen. Mit dem Namen „Der Ziegelbrenner“ wollte der Herausgeber auf das „sozialpolitische Baumaterial“ seiner Zeitschrift hinweisen. Im Zentrum seiner der Kritik standen der Militarismus und die Kriegspropaganda, das Bürgertum, die Kirche und die bürgerliche Presse. Um nicht entdeckt zu werden, versandte der entschiedene Kriegsgegner Marut jedes neue Heft von einer anderen Poststation.
Nachdem am 7. November 1918 die Bayerische Republik ausgerufen wurde, gehörte Marut dem Propaganda-Ausschuß der Räteregierung an. Er war zuständig für die Zensur (!) der bürgerlichen Tageszeitungen in Bayern. Von konterrevolutionären Soldaten am 1. Mail 1919 verhaftet, wurde er vor ein Feldgericht geschleppt und wäre sicher wie so viele andere Revolutionäre zum Tode verurteilt worden, wenn es ihm nicht im letzten Moment die Flucht gelungen wäre. In den Jahren 1920 / 21 hielt sich Marut im Rheinland auf, wo er u.a. Kontakt zum rheinischen progressiven Künstler F.W. Seiwert hatte. Dieser half nicht nur beim Vertrieb des nun illegal erscheinenden „Ziegelbrenner“, sondern lieferte auch Illustrationen für das letzte Heft: „Gegensatz. Sieben Antlitze der Zeit“. Danach verließ Marut Deutschland und tauchte erst 1924 in Mexiko wieder auf, wo er unter dem Namen „B. Traven“ als Schriftsteller Weltruhm erlangen sollte.