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Libertad Verlag - Bücher der Freiheit und Solidarität
Bücher der Freiheit und Solidarität

Mystik und Anarchie

Mystik und Anarchie
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ISBN: 9783879562602
GTIN/EAN: 9783879562602
Verlage: Kramer
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38,00 EUR
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Mystik und Anarchie
Meister Eckhart und seine Bedeutung im Denken Gustav Landauers

Von Thorsten Hinz

Berlin Karin Kramer Verlag, 2000. Gebunden, 253 Seiten mit Abbildungen, Literaturverzeichnis und Register. ISBN 978-3879562602. Neu-Expl. aus der Restauflage des Verlages.

Beschreibung:

Die Arbeit von Thorsten Hinz ist in verschiedener Hinsicht hochinteressant: zum einen natürlich für die Eckhart-und Landauerforschung, die von der Beziehung zwischen den beiden Denkern noch kaum Kenntnis genommen hat; zum anderen ist die Kombination von Mystik und Anarchie sowohl unter religionsphilosophischem als auch unter politischem Gesichtspunkt aufschlussreich, vor allem was den verbindenden Gedanken einer libertären Solidargemeinschaft betrifft. Und schließlich gilt es mit Gustav Landauer einen Denker und ein Werk zu entdecken, die zu rezipieren sich nicht nur unter philosophiegeschichtlichem, sondern auch unter systematischem Aspekt lohnt, insofern das Konzept einer anarchistischen Utopie der gegenwärtigen Kontroverse um den Kommunitarismus wichtige Impulse geben könnte.

Das Buch „Mystik und Anarchie" ist qualitativ hochrangig und überdies nicht im Fachjargon geschrieben, den nur die philosophischen Experten verstehen, sondern im guten Sinne „journalistisch", so daß das Interesse einer breiteren Leserschaft geweckt wird.

Prof. Dr. Annemarie Pieper, Basel

Einleitung [9]


I. JAHRHUNDERTENDE UND „LEBENSWENDE". GUSTAV LANDAUERS WEG VON NIETZSCHE ZU MEISTER ECKHART
1. Hineingeboren in Bismarcks Zeit [17]
2. „Religiöse Erziehung" [23]
3. „Der Todesprediger" [27]
4. Der Weg zur „Lebenswende" [36]
5. „Friedrich Nietzsche" [49]


II. »MEISTER ECKHARTS MYSTISCHE SCHRIFTEN. IN UNSERE SPRACHE ÜBERTRAGEN VON GUSTAV LANDAUER«
1. Landauers Eckhart-Buch. Eine Einführung [61]
2. Landauers Übersetzungsarbeit [76]
2.1 Die Predigten [79]
2.2 Traktate [90]
2.3 Sprüche [93]
2.4 Landauers Übertragung der Eckhart-Predigt »Beati pauperes spiritu« [96]


III. SPRACHE, MYSTIK, ANARCHIE. MEISTER ECKHART UND SEINE BEDEUTUNG FÜR »SKEPSIS UND MYSTIK. VERSUCHE IM ANSCHLUSS AN MAUTHNERS SPRACHKRITIK«

I. Gefängnis als Klosterzelle [107]
2. »Durch Absonderung zur Gemeinschaft« [108]
2.1 „Absonderung" und „abgescheidenheit" [112]
2.2 Geist [114]
2.3 „Leer sein" [117]
2.4 „Gespräch zwischen Schwester Katrei und dem Beichtvater" [119]
2.5 Skepsis [121]
2.6 Nominalismus, Realismus [121]
2.7 Pantheismus [125]
2.8 „Gottesgeburt in der Seele" [126]
2.9 Mystik [130]
2.10 Ein kurzes Fazit [139]
2.11 „Lernen wir arbeiten" [141]
3. »Skepsis und Mystik. Versuche im Anschluß an Mauthners Sprachkritik« [143]
3.1 „(...) aus dem Schoß der Skepsis." Landauers Eckhart-Rezeption in »Skepsis und Mystik« [145]
3.2 Fritz Mauthners Sprachkritik [152]
3.3 Zeit und Raum [162]
3.3.1 Paul Mongres Kritik an Landauer [167]
4. „Nach diesen kümmerlichen Bildern" [170]


IV. MYSTISCHE ANARCHIE. EIN AUSBLICK AUF LANDAUERS GESCHICHTSPHILOSOPHIE IN »DIE REVOLUTION«
1. „Aedificabo! Ich will erbauen!" [173]
2. Landauers Revolutionsbegriff [174]
3. Fremdgeschichte, Nachbargeschichte, eigene Geschichte [180]
3.1 Exkurs: Die Juden als Nachbarn? [181]
4. Mittelalter-Würdigung [185]
4.1 „Da ist es gerade so, wie wenn der Mist auf den Acker kommt" [187]
5. Revolution der Neuzeit [191]
5.1 Etienne de La Breie [194]
6. Blick zurück nach vorn [197]


V. ANHANG
1. Ludwig Berndl: Einleitung zu einer unveröffentlichten Edition an ihn gerichteter Landauer-Briefe [202]
2. Leserbrief von Paul Mongre [212]
3. Constantin Brunner: Geleitwort zur 2. Auflage von »Meister Eckharts Mystischen Schriften. In unsere Sprache übertragen von Gustav Landauer.« [217]
4. John Cage: „Meister Duchamp oder Leben auf dem Wasser" [218]
5. Meister Eckharts »Glosse über das Evangelium S. Johannis« übersetzt von Gustav Landauer [220]
6. »Meister Eckharts mystische Schriften. In unsere Sprache übertragen von Gustav Landauer« Eine Ankündigung des Karl Schnabel Verlages zur Reihe »Verschollene Meister der Weltliteratur« [228]

Kleine Konkordanz zu den deutschen Predigten Meister Eckharts [230]
Siglen und Abkürzungen [232]
Archivalien [233]
Literaturverzeichnis [233]
Personenregister [248]
 

Pressestimmen:

Landauer und Meister Eckhart

"Die jüngeren Forschungen und Veröffentlichungen zu Philosophie und Praxis Gustav Landauers reissen nicht ab, und das ist gut so. Gustav Landauer muss mit Sicherheit zu den wichtigsten deutschsprachigen AnarchistInnen des zwanzigsten Jahrhunderts gezählt werden. Dass es vorläufig bei Gustav Landauer noch immer Neues zu entdecken gibt, beweist die nun vorliegende hervorragende und detailgenaue Studie von Thorsten Hinz zur Rezeption des mittelalterlichen Mystikers Meister Eckhart (1260-1328) bei Landauer.

Hinz' Studie geht weit über den engeren Bezugsrahmen des Themas hinaus und bietet eine Gesamtübersicht zu Landauers philosophischer und politischer Entwicklung von seiner Lebenskrise infolge zweier Gefängnisaufenthalte in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts bis zum Erscheinen eines seiner wichtigsten Werke, "Revolution", im Jahre 1907. Dazwischen liegt die Übersetzung der Schriften von Meister Eckhart vom Mittelhochdeutschen ins Neuhochdeutsche (1903), die erste Eckhart-Übersetzung überhaupt. Sie und die Landauer'sche Eckhart-Interpretation sind leider bis heute infolge der dominanten nationalistischen Eckhart-Vereinnahmung in Vergessenheit geraten. Landauers Verhältnis zu Eckhart wurde von der Forschung bisher ebenfalls weit unterbewertet. Nach Thorsten Hinz' Studie wird das nicht mehr so ohne weiteres möglich sein.

Eine der vielen Stärken dieser Studie ist die Parallelisierung von Landauers Lebensweg mit der Interessensverschiebung und Entwicklung seiner Philosophie und seiner Schriften. So hat sich Landauers frühe "Sturm und Drang"-Phase infolge seiner Beschäftigung mit Nietzsche unmittelbar in seinem frühen Roman "Der Todesprediger" (1893) niedergeschlagen. Landauer teilt zunächst Nietzsches Religionskritik, aus der er dann aber im Gegensatz zu Nietzsche wiederum einen quasi-religiösen Ausweg sucht, den er schliesslich in der nach innen gerichteten Suche nach Lebenssinn bei Meister Eckhart findet. (...)

Meister Eckhart steht bei Landauer für diese im Innern sich vollziehende Sinnfindung und damit für eine antiinstitutionelle, anarchistische Mystik. Mit dieser Konzeption bewegte sich Landauer damals am Rande auch des anarchistischen Mainstreams. Es ist eine Mystik auch insofern, als Sprache - in Landauers Verständnis von Fritz Mauthners inzwischen schon wieder überholter Sprachkritik - nicht in der Lage ist, diese Sinnfindung rational und abstrakt auszudrücken. Profan gesagt bedeutet das meines Erachtens einfach, dass "AnarchistIn-Sein" nie nur ein rationales Bekenntnis sein kann, sondern zuallererst gefühlt, erlebt und schliesslich gelebt werden muss. In Landauers Worten: 'Es kommt keine Freiheit, wenn man sich nicht die Freiheit und die eigene Facon selber herausnimmt, es kommt nur die Anarchie der Zukunft, wenn die Menschen der Gegenwart Anarchisten sind, nicht nur Anhänger des Anarchismus.'"

F. Tiresias in: graswurzelrevolution, Nr. 252 (Oktober 2000)

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