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Libertad Verlag - Bücher der Freiheit und Solidarität
Bücher der Freiheit und Solidarität

espero - Nr. 4

espero - Nr. 4
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ISBN: espero_NF_004-2022-01
GTIN/EAN: espero_NF_004-2022-01
Verlage: edition espero
Mehr Titel von: edition espero
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espero – Libertäre Zeitschrift (Neue Folge), Nr. 4, Januar 2022.
Herausgegeben von Markus Henning, Jochen Knoblauch, Rolf Raasch und Jochen Schmück.
Potsdam: Libertad Verlag, 2022, 324 Seiten, E-Zine (PDF). ISSN (Online): 2700-1598
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Aus dem Editorial:

Als wir vor sechs Monaten im espero-Newsletter unsere Sommerausgabe ankündigten, waren wir voller Freude, dass wir diese elende Corona-Pandemie bald hinter uns haben würden. Stattdessen rollt gerade ihre vierte Welle mit mörderischer Gewalt über uns hinweg. Damit nicht genug.

Hinter uns liegt auch ein Jahr dramatischer globaler Klimakatastrophen mit Waldbränden und Überschwemmungen bislang ungekannten Ausmaßes. Zugleich sehen wir weltweit eine Zunahme rechts-populistischer Bewegungen und das Entstehen neuer sowie die Verfestigung bestehender autoritärer Regime. Sie nutzen die Gunst der Stunde, um „alte Rechnungen“ zu begleichen, ihre politischen Gegner zu vernichten und zum Todesstoß gegen die Zivilgesellschaft anzusetzen

Das Leben in der Katastrophe ist zu unserem neuen Alltag geworden. Dennoch haben Krisen – wie wir in unserem Corona-Special vor einem Jahr aufzuzeigen versuchten – immer auch das Potential, Menschen zu anderen gesellschaftspolitischen Vorstellungen anzuregen und neue organisatorische Realitäten zu schaffen. An diese hoffnungsvolle Perspektive möchten wir mit der vorliegenden Ausgabe anknüpfen.

Doch worauf lohnt es sich überhaupt noch als Libertäre zu hoffen? Das fragt sich Uri Gordon in seinem Beitrag und zeigt auf, warum es Sinn macht, dass wir uns trotz des drohenden ökologischen und ökonomischen Zusammenbruchs weiterhin um den Aufbau von Räumen der Freiheit, Gleichheit und Solidarität bemühen. Ähnlich argumentiert Andreea Zelinka, die sich mit der Frage beschäftigt, wie wir Anarchist:innen konkret im Hier und Jetzt reagieren können. Explizit mit dem Pragmatischen Anarchismus setzt sich Thom Holterman auseinander. Ganz pragmatisch-anarchistisch dachte und handelte vor 2000 Jahren jener jüdische Zimmermann, der als Jesus von Nazareth in die Geschichte eingehen sollte. Warum man den historischen Jesus legitimer Weise als Anarchisten bezeichnen kann, begründet Justin J. Meggitt.

Die Konstruktion lebendiger libertärer Alternativen wurde zu jeder Zeit als genuin anarchistische Aufgabe begriffen. Rückblicke auf entsprechende Praktiken und theoretische Entwürfe sind daher immer auch Erinnerungen an unsere Zukunft. Ihnen widmen sich die anschließenden Beiträge aus bewegungsgeschichtlicher wie aus biographischer Perspektive.

Am Beispiel des Dadaismus arbeitet Bernhard Rusch heraus, welch künstlerische Kraft aus der anarchistischen Offenheit für Menschen und deren Potentiale entspringen kann. Den inneren Zusammenhang von anarchistischem Terrorismus und polizeistaatlicher Strategie beschreibt Christian Gotthardt in seiner Abhandlung über Johann Christoph Neve (1844-1896) aus neuer Forschungsperspektive. Die Würdigung zum 100. Todestag von Peter Kropotkin (1842-1921) von Stephan Krall widmet sich dem libertären Konzept der „Gegenseitigen Hilfe“ und den Möglichkeiten bzw. Grenzen seiner naturwissenschaftlichen Fundierung. Lebenspraktisch orientiert und auch heute noch von ungebrochener Aktualität war der Widerstandsgeist von Oskar Maria Graf (1894-1967). Der Beitrag von Marlies Wanka über sein Leben und Werk öffnet den Blick auf einen konsequent Unangepassten inmitten welthistorischer Verwerfungen. Jenen verdankte sich letztlich auch der antiautoritäre Aufbruch seit Mitte der 1960er Jahre, über dessen Wechselspiel von jugendlicher Subkultur und neo-anarchistischem Beginnen Rolf Raasch uns in seinem Beitrag Impressionen gibt. Sie leiten über zu dem Beitrag von Jochen Knoblauch, in dem er einen Ausblick auf das Werk des Schweizer Autors P.M. gibt, einem der großen libertären Anreger und Inspirationsquellen unserer Tage.

Es schließen sich vier Rezensionen zu Büchern an, die wir unseren Leser:innen ans Herz legen wollen. Auch sie stehen jede auf ihre Art für die Einsicht, dass eine humane und selbstbestimmte Zukunft nur durch den mentalen Gehalt der Hoffnung und durch unser gemeinsames Handeln in der Welt entstehen kann.

Wieder möchten wir uns bei unseren Autor:innen und allen anderen Menschen bedanken, ohne deren Hilfsbereitschaft und Einsatz die Herausgabe dieser Zeitschrift gar nicht möglich wäre.

Das espero-Redaktionskollektiv:
Markus Henning, Jochen Knoblauch, Rolf Raasch und Jochen Schmück
in Berlin, Frankfurt am Main und Potsdam

Editorial [7]

AUFSÄTZE UND ARTIKEL

Justin J. Meggitt: War Jesus ein Anarchist? Anachronismus, Anarchismus und der historische Jesus [11]

  1. Vorbemerkungen [11]
  2. Die Konstruktion des historischen Jesus [24]
  3. Die Bedeutung und der Nutzen des Begriffs „Anarchist“ [28]
  4. War der historische Jesus ein Anarchist? [39]
  5. Fazit [67]
  • Literatur [69]

Uri Gordon: Präfigurative Politik – die Katastrophe und die Hoffnung [87]

  • Vorwort von CrimethInc. [87]
  • Präfiguration, Rekursion und Rückversicherung [90]
  • Ethische Praxis und generative Zeitlichkeit [101]
  • Fehlende Verheißung, Krise und Hoffnung [111]
  • Fazit [118]
  • Literatur [120]

Thom Holterman: Auf dem Weg zu einem pragmatischen Anarchismus [127]

  • Einleitung [127]
  1. Annahmen [127]
  2. Erklärungen [133]
  3. Anwendung [138]
  4. Pragmatischer Anarchismus [142]
  • Literatur [148]

Andreea Zelinka: Von Un/Natürlichen Verhältnissen. Wenn wir die sozialen Krisen lösen, lösen wir die Klimakrise und umgekehrt [151]

  • Die Formen der Freiheit [152]
  • Die Apokalypse neu denken [157]
  • Was ist also zu tun? [161]
  • Literatur [165]

Bernhard Rusch: Anarchismus als Grundbedingung für Dada [167]

  • Franz Jungs Politisierung in München [167]
  • Hugo Balls anarchistische Grundlagen bei der Gründung Dadas in Zürich [173]
  • Dada in Berlin als politische Bewegung [183]
  • München: Revolution und Ursprung von Dada in Köln [189]
  • Abschließendes und kurzes Resümee [193]

Christian Gotthardt: Johann Christoph Neve (1844-1896) [195]

  • Teil 1: Sozialrevolutionär aus Uelvesbüll [195]
  • Teil 2: Anarchistische Praxis. Aus Neves Briefen an Victor Dave 1885 bis 1887 [214]
  • Teil 3 und Schluss: Anarchismus und Polizeistaat. Die Verhaftung von Johann Christoph Neve in neuer Perspektive [225]
  • Resümee [238]
  • Literatur [241]

Stephan Krall: Der Naturwissenschaftler und Anarchist Peter Kropotkin. Eine Würdigung zum 100. Todestag [245]

  • Literatur [268]

Marlies Wanka: Der einzige Bayer, der in der Welt bekannt ist, Oskar Maria Graf [271]

  • Wir sind Gefangene [272]
  • 7. November 1918, München [273]
  • Einer gegen alle [274]

Rolf Raasch: Impression und Wirklichkeit des Neo-Anarchismus in Westberlin: Von Ton-Steine-Scherben zum Georg-von-Rauch-Haus [279]

Jochen Knoblauch: Jede Rebellion braucht eine Utopie. P. M. Eine Spurensuche [285]

  • Vom Weltgeist Superstar zu bolo‘bolo [289]
  • Utopie leben . . . [291]
  • Von Amberland ins Jahr 1000 [294]
  • Keine Atempause, Geschichte wird gemacht [298]

REZENSIONEN

  • Olaf Briese: Tafelspitz ohne Kraftbrühe. Ein neues Handbuch zum Thema „Anarchismus“ [302]
  • Markus Henning: Machtvakuum und Sozialexperiment: Ost-Berlin im Jahr 1990 und die Besetzung der Mainzer Straße [307]
  • Markus Henning: Von solidarischer Selbsthilfe zur gelebten Sozialutopie: Der Genossenschaftsgedanke und seine libertären Potentiale [311]
  • Markus Henning: Anarchistischer Antimilitarismus und die Kulturtechnik gewaltfreier Revolution [314]

Die Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe [317]