"Die Anarchie ist das Leben der Menschen, die dem Joche entronnen sind"
Gustav Landauer in Berlin 1889-1917
Ausstellungskatalog
Herausgegeben von der Gustav-Landauer-Denkmalinitiative
Berlin: Gustav-Landauer-Denkmalinitiative, 2019. Broschüre, 59 Seiten, Artikelnummer: 1904161.
Beschreibung:
Als Erich Mühsam 1929 anlässlich des zehnten Todestags von Gustav Landauer konstatierte, dass seine Zeit noch nicht gekommen sei, war nicht absehbar, wie lange dies noch dauern würde. Einzelne Ausgaben seiner wichtigen Werke führten zu einer steigende Wertschätzung während der Weimarer Republik, insbesondere der von Irna Britschgi-Schimmer und Martin Buber herausgegebene „Lebensgang in Briefen“. Die Veröffentlichung stieß auf eine außerordentliche Resonanz und fand zahlreiche positive Besprechungen, die vom libertären Spektrum über die sozialdemokratische Presse bis hin zum liberalen Bürgertum reichte. Die wachsende Anerkennung endete abrupt mit der Machtübertragung an die Nationalsozialisten, die nicht nur alles freiheitliche Denken verfolgten, sondern auch Landauers Grabdenkmal zerstörten. Die ersten Neuerscheinungen finden sich dann erst wieder in den sechziger Jahren. Mit dem Beginn der umfangreichen Edition der ausgewählten Schriften durch Siegbert Wolf 2008 und vor allem mit dem Erscheinen der umfangreichen politischen Biographie durch Tilman Leder 2014 wurde erkennbar, dass Landauer zu den zentralen Persönlichkeiten der beginnenden Moderne gehört.
Seither wurden zahlreiche Quellen zur Lebens- und Wirkungsgeschichte erschlossen. Die Zahl der Veröffentlichung ist heute kaum noch überschaubar. Doch wenig bekannt ist bislang die enge Verbundenheit Landauers mit Berlin, vor allem mit dem heutigen Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, in dem ein Großteil seines politischen Wirkens stattfand. Nach zahlreichen zufälligen Treffen in vielen Veranstaltungen, die nach dem Erscheinen der Biographie im universitären Umfeld und in Bibliotheken stattfanden, konstituierte 2015 ein kleiner Kreis Interessierter die Gustav Landauer Denkmalinitiative. Sie hat es sich zur Aufgabe gesetzt, am Ort seines früheren Wirkens in Berlin einen Erinnerungsort an Landauer zu schaffen. Die Idee traf auf eine überraschend positive Resonanz, sowohl in der Fachöffentlichkeit, wie beim allgemeinen Publikum und der politischen Aktiven. Die Ausstellung „Die Anarchie ist das Leben der Menschen, die dem Joche entronnen sind - Gustav Landauer in Berlin 1889-1917“ stellt Leben und Wirken in 24 Tafeln ausführlich vor. In diesem Katalog werden die Texte der Ausstellung, zum Teil in erweiterten Fassungen, und einige der zahlreichen Abbildungen wiedergegeben.
- Gustav Landauer Denkmalinitiative, Gustav Landauer, Karlsruhe - Berlin - München [5]
- Christoph Knüppel, Herkunft, Studium und Politisierung [7]
- Tilman Leder, Der Weg zum Anarchismus und die Revolte der "Jungen" [10]
- Tilman Leder, Redakteur des "Sozialist" [12]
- Jan Rolletschek, Die Kunst dem Volke [14]
- Jean Paulinski, Die Akte "Landauer" [17]
- Siegbert Wolf, Die Konsumgenossenschaft "Befreiung" [20]
- Gertrude Cepl-Kaufmann, Die Müggelseerepublik in Friedrichshagen [23]
- Rolf Kauffeldt, Die neue Gemeinschaft [26]
- Birgit Seemann, Der Bund mit Hedwig Lachmann [28]
- Corinna R. Kaiser, Der unbekannte Literat [31]
- Gustav Landauer, Aufruf zum Sozialismus (Auszüge) [33]
- Tilman Leder, Der sozialistische Bund [35]
- Hanna Delft von Wolzogen, Der dritte Sozialist [37]
- Ulrich Klemm, Freie Schulen gilt es zu schaffen [39]
- Jan Rolletschek, Philosophie und Judentum [42]
- Sebastian Kunze, Judentum und Sozialismus [44]
- Siegbert Wolf, Aufbruch der Jugend [46]
- Erik Natter, Engagement gegen den Krieg [48]
- Peter Seyferth, Räterepublik in München [50]
- Erik Natter, Die Ermordung: Ein Kapitel Bestialitäten [52]
- Erik Natter, Gedenken und Nachwirkung in der Weimarter Republik [54]
- Anatole Lucet, Wiederentdeckung in der Literatur [56]
- Elisabeth Voß, Nachwirkung in alternativen Bewegungen [58]