Bakunin, Michail A.
Michail Aleksandrovič Bakunin, geb. 30. Mai 1814 in Prjamuchino, Gouvernement Tver’; gest. 1. Juli 1876 in Bern), russischer Revolutionär und Mitbegründer des herrschaftslosen Sozialismus.
Bakunin gehört zu den ideologischen und organisatorischen Wegbereitern des libertären bzw. freiheitlichen Sozialismus. Mit Bakunin entwickelt sich der Anarchismus erstmals zur revolutionären Massenbewegung. In Spanien und Italien hält der Sozialismus sogar insgesamt zuerst in Gestalt von Bakunins Anarchismus Einzug. In Rußland übt Bakunin auf die gesamte Generation der 1870er Jahre einen starken Einfluss aus. Bakunin kann auch als Ahnvater des Anarcho-Syndikalismus betrachtet werden und sein Einfluß kommt hier in Ländern wie Frankreich (Syndikalismus vor dem Ersten Weltkrieg) und Deutschland (Anarcho-Syndikalismus in der Weimarer Republik) zur Geltung. Zum Teil erklärt sich diese Breitenwirkung durch die Pionierrolle, die Bakunin vor dem Hintergrund der Auffächerung des Sozialismus in Sozialdemokratie, Kommunismus und Anarchismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zugefallen ist. Während sich Kommunismus und Sozialdemokratie von Marx und Engels herleiten und in beiden Strömungen das staatssozialistische Modell zum Tragen kommt, wäre die herrschaftskritische Spielart des Sozialismus ohne Bakunin vielleicht von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen. Durch seine Ideen und seine mitreißende agitatorische und organisatorische Tätigkeit hat es aber Bakunin geschafft, der libertären Bewegung den Weg in die moderne Gesellschaft zu ebnen.
Werke (in deutscher Sprache)
- Michail Bakunins Sozial-politischer Briefwechsel mit Alexander Iw. Herzen und Ogarjow. Hrsg. von Michail Dragomanow. Übersetzung von Boris Minzès. (Bibliothek Russischer Denkwürdigkeiten; 6). Verlag der I. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger, Stuttgart 1895. [erweiterter Reprint: Karin Kramer Verlag, Berlin 1977]
- Michael Bakunin: Gesammelte Werke. Band 1: Vorwort, Schlußbemerkung und Anmerkungen von Erwin Rholfs. Band 2 und 3: Vorwort, Erläuterungen und Anmerkungen von Max Nettlau. Verlag ›Der Syndikalist‹, Berlin 1921, 1923 und 1924. [erweiterter Reprint: Karin Kramer Verlag, Berlin 1975]
- Michael Bakunins Beichte aus der Peter-Pauls-Festung an Zar Nikolaus I. Gefunden im Geheimschrank des Chefs der III. Abteilung der Kanzlei der früheren Zaren zu Leningrad. Hrsg. von Kurt Kersten. Übersetzung von L. Keneth. Vorwort Vjačeslav Polonski. Deutsche Verlagsgesellschaft für Politik und Geschichte, Berlin 1926. [erweiterter Reprint: Karin Kramer Verlag, Berlin 1988]
- Michail Bakunin: Frühschriften. Hrsg. von Rainer Beer. Verlag Jakob Hegner, Köln 1973.
- Michael Bakunin: Ausgewählte Schriften. Hrsg. von Wolfgang Eckhardt. Band 1: Gott und der Staat (1871). Einleitung Paul Avrich. Karin Kramer Verlag, Berlin 1995 (2. durchgesehene und aktualisierte Aufl. 2005). Band 2: ›Barrikadenwetter‹ und ›Revolutionshimmel‹ (1849). Artikel in der ›Dresdner Zeitung‹. Einleitung Boris Nikolaevskij. Karin Kramer Verlag, Berlin 1995. Band 3: Russische Zustände (1849). Einleitung Boris Nikolaevskij. Karin Kramer Verlag, Berlin 1996. Band 4: Staatlichkeit und Anarchie. Einleitung Wolfgang Eckhardt. Karin Kramer Verlag, Berlin 1999 (2. durchgesehene, aktualisierte und erweiterte Aufl. 2007). Band 5: Konflikt mit Marx. Teil 1: Texte und Briefe bis 1870. Einleitung Wolfgang Eckhardt. Karin Kramer Verlag, Berlin 2004. [weitere Bände in Vorbereitung] (Internet-Präsentation der ›Ausgewählten Schriften‹ Bakunins)
- Michael Bakunin: Die revolutionäre Frage. Föderalismus, Sozialismus, Antitheologismus. Hrsg. von Wolfgang Eckhardt. Übersetzung von Michael Halfbrodt. (Klassiker der Sozialrevolte; 6). Unrast-Verlag, Münster 2000 (2. Auflage: 2005).
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