GESCHICHTE DER ANARCHIE (Werkausgabe), BAND II
Der Anarchismus von Proudhon zu Kropotkin
Seine historische Entwicklung in den Jahren 1859–1880
Von Max Nettlau. Herausgegeben und mit einer editorialen Notiz von Jochen Schmück.
Potsdam: Libertad Verlag, 2020 (= Archiv für Sozial- und Kulturgeschichte; 10). Hardcover (Fadenheftung), 344 Seiten. ISBN 978-3922226307.
Überarb., korrigierter u. erweiterter Neudruck nach der Originalausgabe: Berlin: Verlag „Der Syndikalist“. Fritz Kater, 1927. Mit einer Editorischen Notiz zur multimedialen Werkausgabe sowie einem neu erstellten Register der Personen und Periodika. - Jetzt lieferbar!
Beschreibung:
Max Nettlau (1865-1944) gilt nach wie vor als nicht nur der produktivste, sondern auch als der bedeutendste Historiker des Anarchismus. Mit seinem auf sieben Bände angelegten Werk Geschichte der Anarchie, von dem zu seinen Lebzeiten nur die ersten drei Bände erschienen sind, hat Nettlau das Fundament für eine umfassende und international ausgerichtete Geschichtsschreibung des Anarchismus geschaffen, von dem in der Folgezeit Generationen von Anarchismusforscher*innen profitiert haben. Sein Werk ist die detaillierteste und umfangreichste historische Darstellung radikal-freiheitlicher Ideen und Bestrebungen, die sich dem Anarchismus zuordnen lassen. Dies gilt insbesondere für die Früh- und Entstehungsgeschichte sowie für die Geschichte des internationalen organisierten Anarchismus bis in die 1930er Jahre.
75 Jahre nach dem Tod ihres Autors muss die Geschichte der Anarchie immer noch als das Standardwerk zum Thema betrachtet werden. Nettlau selbst hat sein Werk eher bescheiden als einen historiografischen Rohbau verstanden, von dem er hoffte, dass es später durch Spezialstudien, aber auch durch ergänzende Hinweise seiner Leserinnen und Leser vervollständigt und vertieft werden könnte. Diese zu seinen Lebzeiten unerfüllt gebliebene Hoffnung wollen wir mit unserem Projekt zur Neuherausgabe der Geschichte der Anarchie aufgreifen, um mit Hilfe der modernen Informationstechnik eine multimedial angelegte Werkausgabe zu realisieren, die eine aktive Partizipation der Leser*innen an der Fortentwicklung des von Nettlau geschaffenen Werkes ermöglicht.
Bereits erschienen:
- Band 1: Der Vorfrühling der Anarchie. Ihre historische Entwicklung von den Anfängen bis zum Jahre 1864 (Potsdam: Libertad Verlag, 2019)
- Band 2: Der Anarchismus von Proudhon zu Kropotkin. Seine historische Entwicklung in den Jahren 1859–1880 (Potsdam: Libertad Verlag, 2019)
Weitere Infos zu dem Editionsprojekt und einen Einblick in das Buch gibt in unser Digitaler Prospekt der Werkausgabe der "Geschichte der Anarchie".
Editorische Notiz des Herausgebers [7]
Der Anarchismus von Proudhon zu Kropotkin
Seine historische Entwicklung in den Jahren 1859–1880
Von Max Nettlau [9]
- I. Proudhons letzte Jahre (1859–1864); Föderalismus und Mutualismus [11]
- II. Michael Bakunin von seinen Anfängen bis 1864 [27]
- III. Bakunins revolutionäre und assoziationistisch-föderalistische Ideen in den Jahren 1864–1867 [40]
- IV. Proudhonistische Arbeiter und Studenten, César De Paepe und die Brüder Reclus [57]
- V. Die Vorgeschichte und Gründung der Internationale (28. September 1864) [71]
- VI. Die polnische Frage, der Proudhonismus und die Anfänge des kollektivistischen Anarchismus in der Internationale (1864–68) [81]
- VII. Die Internationale, die Friedens- und Freiheitsliga und Bakunin (1867–68) [93]
- VIII. Der kollektivistische Anarchismus 1868–69; Bakunin und César De Paepe [112]
- IX. Vom Basler Kongress, September 1869, bis zum Sommer 1870; der Kollektivismus in Belgien und Frankreich [129]
- X. Die Commune von Paris, 1871, und der Communalismus [152]
- XI. Bakunin und die Internationale, 1870–1871 [174]
- XII. Marx gegen Bakunin; die Londoner Konferenz und der Haager Kongress; das Jurazirkular und der antiautoritäre Kongress von St. Imier; die Jahre 1871–1873 [194]
- XIII. Die antiautoritäre Internationale 1873–1875; César De Paepe und James Guillaume [207]
- XIV. Die Anfänge des kommunistischen Anarchismus, 1876 (François Dumartheray; Élisée Reclus; die italienische Föderation der Internationale) [229]
- XV. Der Berner Kongress der Internationale (Oktober 1876) [238]
- XVI. Peter Kropotkin in den Jahren 1872–1876 [247]
- XVII. Die Internationale und Peter Kropotkin vom Januar bis August 1877 [255]
- XVIII. Der letzte Kongress der Internationale in Verniers, September 1877; die Juraföderation bis Ende 1878 [268]
- XIX. Der Révolté, Genf, im Jahre 1879 und Kropotkins „Anarchistische Idee vom Standpunkt ihrer praktischen verwirklichung” (Oktober 1879) [283]
- XX. Das Jahr 1880 und der kommunistische Anarchismus des Jurakongresses in Chaux-de-Fonds im Oktober 1880. Schluss [295]
ANHANG
- Abkürzungsverzeichnis [313]
- Errata-Verzeichnis [316]
- Register der Personen und Periodika [322]
- Editionsplan der Werkausgabe der „Geschichte der Anarchie“ [341]
Max Nettlau - der Heredot des Anarchismus
"Nettlau wird oft als der Herodot des Anarchismus bezeichnet, aber er war eher dessen Thukydides. Sein Lebenswerk beruht auf der umfassenden Sammlung und dem gründlichen Studium von Druck- und Manuskriptmaterial, aber auch auf persönlichen Bekanntschaften und ausführlichen Interviews mit fast allen Repräsentanten der Bewegung."
Nicolas Walter, Autor von "Betrifft: Anarchismus"
„Alles was Uniformität heißt, ist unseren Forderungen fremd!“
Max Nettlau und die Weite des Denkens
Von Markus Henning (espero - libertäre zeitschrift, Nr. 1, Juli 2020)
In sozial deprimierten Milieus steht die Freiheit nicht an erster Stelle. Drängende Not kann zum Umsturz führen, kann zerstören und dadurch Räume öffnen. Aber ein emanzipatorischer Neuaufbau braucht mehr. Er braucht Selbstbewusstsein, individuelle Tatkraft und kooperativen Geist, er braucht eine Atmosphäre von Liberalität und gutem Willen, er braucht bereits funktionierende Ansätze von Selbstverwaltung und gegenseitiger Hilfe. Fehlt eine gelebte Kultur der Anarchie, bleibt das Aufbegehren ohne konstruktive Kraft. Neue Autoritäten ernten die Früchte. Herrschaft setzt sich wieder fest.
Das ist die Empirie neuzeitlicher Revolutionsversuche. Max Nettlau (1865-1944), der Historiker freiheitlich sozialer Strömungen, nahm diese Empirie ernst. Genau deswegen hat er uns auch heute noch viel zu sagen.
Eine Werkausgabe von Nettlaus „Geschichte der Anarchie“ unternimmt jetzt der Potsdamer Libertad Verlag. Angelegt ist sie als multimediales Projekt, das kollektive Teilhabe und fortführenden Diskurs ermöglichen soll. Start war im Dezember 2019 die gedruckte Buchausgabe von „Band I: Der Vorfrühling der Anarchie. Ihre historische Entwicklung von den Anfängen bis zum Jahre 1864“.
Ein bibliophiles Kleinod und weit mehr als die bloße Neuauflage eines Textes von 1925. Das ist dem Herausgeber Jochen Schmück zu danken. Seine programmatische Einleitung (S. 19-70) verlässt die Gleise historisierender Lesart. Aus dem biographischen, ideen- und bewegungsgeschichtlichen Kontext heraus lässt er Nettlaus Positionen eigenständig hervortreten. Er betrachtet sie von allen Seiten, diskutiert sie kritisch, prüft ihre Tragfähigkeit und öffnet auch uns die Augen für ihre aktuellen Gehalte.
Max Nettlau hätte seine Freude daran: Zukunftsorientiert mit dem eigenen Erbe umgehen! Genau das hatte er der anarchistischen Bewegung immer wieder ins Stammbuch geschrieben.
Herodot und Herakles oder: Warum unsere eigene Geschichte wichtig ist
Von Jochen Knoblauch (Direkte Aktion - Kultur, 13. Mai 2020)
Max Nettlau (1865-1945) hat mit der „Geschichte der Anarchie“ einen Meilenstein gesetzt, der allerdings bis heute nicht alle Bände umfasst, die er konzipiert und geschrieben hat. Er wurde der Herodot – also der Geschichtsschreiber – des Anarchismus genannt. Mit der neuen Edition im Libertad Verlag, einer wahren Herkules-Aufgabe, sollen nicht nur erstmals alle Nettlau-Bände erscheinen, sondern auch gleichzeitig ein Internet-Projekt starten, bei dem wir unsere Geschichte selber weiterschreiben können. (. . .)
Unter dem Kürzel GdA wird Nettlaus „Geschichte der Anarchie“ zum Multimedia-Projekt. Neben der Printausgabe erscheinen die Texte zeitgleich auch ohne Beschränkungen im Internet. Zusätzlich wird jedem/r Käufer*in der Printausgabe ein Zugangscode zur Onlineversion mitgeliefert, der über die normale Nutzung hinausgeht. Mit der Registrierung eröffnen sich Premiuminhalte und -features, die das Projekt in eine Community überführen soll, die mit Hilfe eines Content Managment System (CMS) den heutigen technischen Standard erfüllt. Die Onlineversion soll natürlich auch interessierte Menschen miteinander verbinden und im besten Fall eine direkte internationale Zusammenarbeit und Vernetzung ermöglichen. Nach einer Probephase ist die Onlineversion mit dem ersten Band jetzt unter der oben genannten web-Adresse abrufbar.
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